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Rasten auf der Treppe

 
24. Januar 2007
Rasten auf der Treppe
Kategorie: Schule
  Heute will ich im Zusammenhang mit dem Treppensteigen den Gedanken aus dem letzten Eintrag noch einmal aufgreifen. Ich sagte, dass gute Gewohnheiten bei der Bewältigung des Lebens helfen.
Die Treppe ist eine gute Metapher für das menschliche Leben. Wir müssen, wir wollen hinauf. Und es ist so anstrengend! Die Gewohnheit — wir können sie auch Ritual nennen — ist eine Art Energiesparprogramm. Sie sorgt dafür, dass uns der Treibstoff nicht ausgeht.
Jeder weiß, wieviel Anstrengung und Überwindung es kostet, eine neue Routine zu bilden: veränderte Lebensgewohnheiten durch Umzug, Änderung in der Familie, Krankheit oder Unfall, Schulwechsel, neue Vorgesetzte, neue Arbeitsaufgaben, ein neues EDV-Programm ... und schon sind die vormals entlastenden Rituale futsch.
Für alle Kinder ist der Eintritt in die Schule eine große Veränderung ihrer bisherigen Routine und mit Anstrengungen aller Art verbunden. Es kommt alles darauf an, wie rasch die Bildung und Pflege neuer Routinen geschieht, damit Entlastung einsetzt: „Stehenbleibendürfen und Ausschnaufen auf einem steilen Treppenstück."
Nehmen wir zum Beispiel die Fähigkeit zu lesen: Sobald der Lesevorgang Routine geworden ist, empfinden wir normalerweise den Akt des Lesens erholsam: mit einer spannenden Lektüre sitzt man auf seiner „Lebenstreppe" und ruht sich aus. So lange keine routinierte
Lesefähigkeit entwickelt und das Lesen selbst zur Gewohnheit geworden ist, kann es nicht als Verschnaufpause dienen. Gerade das Beispiel „Lesen" zeigt, wie Verschnaufpausen zur geistigen Reifung beitragen.

Gönnen wir uns selbst und unseren Kindern Pausen! Füllen wir nicht den ganzen Tag, die ganze Woche, das ganze Jahr mit beinharten und hektisch abgespulten „Bildungsprogrammen" und einengenden Aktivitäten! Auch Fernsehen ist keine „Pause"! Verschnaufen auf der Treppe nach oben kann mit Selbstbesinnung einhergehen (Stille!) oder mit Tätigkeiten, die Routine sind. Jeder Mensch in jedem Alter braucht Ruhepausen auf seinem Weg.
Kinder, denen von Beginn an in Schule und Elternhaus gute Gewohnheiten und Routinen mit auf den Weg geben sind, werden im ständigen Wechsel von Steigen und Ruhen gutgelaunt ihren Weg nach oben machen.

Karin Pfeiffer

 

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