Öfter mal ein Diktat schreiben! Diktate dienen in der Pädagogik seit jeher sowohl als Übungsmethode wie auch als Meßinstrument für die Kenntnis der Rechtschreibung. Ein diktierter Text macht die Leistung sichtbar. Man kann daraus ersehen, ob der Proband die allgemein anerkannten und üblichen Schreibweisen beherrscht oder nicht. Daran ist nichts Verwerfliches. Und dennoch: Diktate sind unbeliebt. Diktate erscheinen manch wohlmeinenden Pädagogen als eine Art vorsintflutlicher Methode der Unterdrückung und Bloßstellung. Dabei verlieren wir das Positive aus dem Blick: Gelernt zu haben, sich nach kulturellen Vereinbarungen schriftlich fehlerfrei mitteilen zu können, bereitet schlicht und einfach Freude! Wer auf Diktate verzichtet und meint, dadurch die Situation der lernschwachen Schüler zu verbessern, begeht einen Irrtum. Er handelt wie ein Arzt, der sich grundsätzlich weigert, Temperatur und Puls zu messen. Wäre so etwas menschenfreundlich? Würde es den körperlichen Zustand eines Kranken verbessern? Wohl das Gegenteil wäre der Fall: es fehlen Anhaltspunkte, um nötige Vorkehrungen zur Genesung zu treffen. Diktatverweigerung ist eine Art Realitätsverweigerung! So wenig wie Fiebermessen Körperverletzung oder Angstmache ist, so wenig ist das Diktatschreiben eine Methode aus der Mottenkiste der Schwarzen Pädagogik. Alles kommt auf die freundliche Atmosphäre an, in der gemessen und geprüft wird. So einfach ist das. Wer Diktate mißbraucht, um persönliche Macht zu demonstrieren, schafft dies auch mit anderen, harmlos erscheinenden Methoden der Pädagogik. Deshalb: Laßt uns öfter mal ein Diktat schreiben! Karin Pfeiffer |