Das Problem Schwierigkeiten beim Lernen des Lesens und Schreibens haben oft eine gemeinsame Wurzel: es fehlt dem Kind die mündliche Sprachkompetenz. Lesen und Schreiben setzt das Vorhandensein eines abstrakten Denkvermögens voraus. Doch wie soll diese entwickelt werden, wenn das betroffene Kind zu wenig Möglichkeit zum Sprechen und Erzählen hatte und hat? Kinder, die einen Großteil ihrer Zeit vor plappernden Bildschirmen verbringen, haben keine Möglichkeit zur Kommunikation. Kommunikation ist immer sozial, sie ist auf den anderen Menschen, auf das Du, bezogen. Maschinen sind Dinge, Dinge sind tot. Mit toter Materie (ein Pleonasmus, den ich bewußt einsetze) aber kann man nicht sprechen. Die Lösung Sollen sich die Schulleistungen im Lesen und Schreiben merklich verbessern, werden wir sinnvollerweise parallel zum Üben in diesen Bereichen eine Förderung des Mündlichen anstreben. Möglichkeiten der Förderung in der Schule: Im Schulunterricht ist das Klassengespräch zu üben – der Lehrer lenkt das Gespräch, die Schüler hören zu und reagieren sprachlich. Wichtig ist, daß dies gemeinsam stattfindet, und daß auf Ruhe und gesammelte Aufmerksamkeit Wert gelegt wird. Das Kommunizieren der Schüler untereinander braucht man nicht zu fördern, es findet ohnehin statt – außerdem lernen Schüler mehr von den sprachlich gewandten Erwachsenen als von Gleichaltrigen, auch dies darf man nicht vergessen. Sprache schöpft sich nicht aus sich selbst sondern entwickelt sich durch Nachahmung und Einverleibung neuer Sprachbausteine. Vorbild sind die, die es besser können, weil sie bereits Erfahrung sammeln konnten, also die Erwachsenen. Möglichkeiten der Förderung zu Hause: In der heimischen Umgebung ist die Förderung des Sprechens besonders wichtig. Eltern, denen schwache Deutschnoten ihrer Kinder Sorgen bereiten, sollten daran denken, daß sie als Ergänzung zum Üben des Lesens und Schreibens möglichst viel mit ihren Kindern sprechen sollen. Und zwar nicht »von oben herab« in Form von Belehrungen, sondern möglichst zweckbezogen als Alltagskommunikation. Anlässe gibt es unzählig viele! Die Eltern achten bei sich selbst auf gutes Sprechen, denn das Elternvorbild wird von den Kindern übernommen. Eltern müssen Kinder nicht ständig korrigieren! Sprachrichtigkeit stellt sich durch Gewöhnung ein, nicht durch Besserwisserei und Vermittlung irgendwelcher Sprachregeln. Kennen Sie einige lustige Sprachspiele, mit denen sich unsere Großeltern noch die Zeit zu vertreiben wußten? Die B-Sprache zum Beispiel oder die Blumento-Pferde (falsche Betonung von zusammengesetzten Substantiven mit überraschenden Effekten), das Teekesselchenspiel oder »Ich sehe was, was du nicht siehst«. Sprache darf auch Spaß machen! Und was gibt es Schöneres, als gemeinsam mit Kindern zu lachen? |