Das schulische Lernen bedient sich seit jeher einer hilfreichen Methode, die ihre Aktualität niemals einbüßen wird, ganz einfach deshalb, weil sie erfolgreich ist. Gemeint ist der Frage-Antwort-Unterricht. Erst wenn eine gewisse Reife und damit ein Wissensfundament errichtet ist, kann ein Schüler sich selbst die Fragen stellen, die sein Wissen erweitern. So kann das Lernziel „Textverständnis“ durch Beantworten von inhaltlichen Fragen erreicht werden. Frage-Antwort-Unterricht ist der sicherste Weg zur Wissensfestigung. Das Antworten auf Fragen bringt großen Lerngewinn Ein weiterer Vorteil dieser Methode entfaltet seine »Neben«Wirkung mit gewisser Zeitverzögerung: die Zunahme der Sprachgewandtheit. Wie beim körperlichen Wachstum, das Eltern meist erst dann feststellen, wenn Hosen Hochwasser haben und Pulloverärmel nur noch bis zum Ellenbogen reichen, fällt die allmähliche Erweiterung des Wortschatzes und Stils weder den Eltern noch dem Schüler selbst auf. Schleichende Veränderungen werden in der Regel nicht wahrgenommen (das betrifft alle Lebensbereiche). Beim textbezogenen Antworten übernimmt der Schüler Begriffe und Satzmuster aus Text und Fragestellung. Sie werden ihm dabei vertraut, und alsbald wird er sie selbst in neuen Zusammenhängen gebrauchen. Kurz: die Fähigkeit, sich sprachrichtig und gewandt auszudrücken, wird durch die Beantwortung textbezogener Fragen gefördert. Was heißt „textbezogen"? Der gewünschte Lernerfolg tritt dann ein, wenn der Schüler sich auf ein gutes Vorbild stützen kann. Wir lernen - auch wenn dies oft verkannt wird - durch Nachahmung. Deshalb ist die Methode, Schüler ständig miteinander in Gruppen arbeiten zu lassen, nicht so erfolgreich wie der lehrerzentrierte Frage-Antwort-Unterricht. Dies ist in den vergangenen Jahren empirisch nachgewiesen worden. Auch das offene Lernen, das meist mit pauschalen Fragen ohne Vorgabe von Wortmaterial einhergeht, löst bei vielen Schülern Ratlosigkeit und Verwirrung aus. Selbst wenn Kinder inhaltliche Zusammenhänge erkennen, sind sie nicht immer in der Lage, adäquat zu antworten – es fehlen ihnen Wortschatz und Grammatik. Deshalb merke: Guter Frage-Antwort-Unterricht stellt das benötigte Wort- und Satzmaterial beispielhaft zur Verfügung! Die Fähigkeit, Sachinhalten korrekt zu formulieren, setzt nun einmal sprachliche Ausdrucksfähigkeit voraus. Die Sprache ist das Werkzeug, mit dessen Hilfe der Mensch seit Erfindung des Buchdrucks kulturelle und wirtschaftliche Teilhabe erwirbt. Und das wird sich auch nicht ändern – trotz illusionärer Versprechungen, verkörpert durch digitale Techniken, Tablet und Smartphone. Mangelhafte Kenntnis spezifischer Begriffe und Wörter, fehlende Sicherheit bezüglich Stil und Grammatik, all das führt zu Sprachlosigkeit und somit unweigerlich zurück zu Händen und Füßen, die zur Kommunikation schon immer zur Verfügung standen. Das mag unterhaltsam sein, aber in Schule und Gesellschaft muss die Frage erlaubt sein, ob künftige Generationen im internationalen Wettbewerb damit bestehen können. Die Praxis Wie sieht ein sinnvoller Frage-Antwort-Unterricht aus? 1. Die Texte sollen weder über-, noch unterfordern, dürfen nicht lang sein und nicht mit Fachbegriffen und sachlichen Informationen überfrachtet werden. 2. Zur Behebung sprachlicher Defizite ist es hilfreich, wenn der Schüler die Frage laut wiederholt. Damit eignet er sich aktiv die Begriffe und Satzmuster an, die er für die Antwort benötigt, denn ... 3. ... Antworten sollen in ganzen Sätzen formuliert werden. Bloße, hingeworfene Antwortbrocken lassen wir nicht gelten. Beispiel Frage: Wer beobachtete die Affen im Zoo? Antwort: Vera beobachtete die Affen im Zoo. Mit der Kurzantwort »Vera.« geben wir uns keinesfalls zufrieden. 4. Antworten können mündlich oder schriftlich formuliert werden. Werden sie schriftlich niedergelegt, müssen sie vom Lehrer überprüft werden. Besonders für sprachtherapeutische Maßnahmen – aber auch im Unterricht mit fremdsprachigen Kindern (und Erwachsenen) – ist die Methode Frage-Antwort-Unterricht nützlich und erfolgreich. Und – sie ist keineswegs langweilig. Mittelpunkt ist der – hoffentlich – humorvolle und aufmerksam den Lernenden zugewandte Lehrer! Karin Pfeiffer |