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Vom Wartenkönnen

 
22. April 2009
Vom Wartenkönnen
Kategorien: Erziehung | Besinnliches

Vom Warten

Manch einer verdirbt sich das Leben, weil er es nicht fertigbringt, geduldig warten zu können. Zum Warten gehören Mut und das Vertrauen, dass es sich zu warten lohnt. Der Gedanke, etwas zu verpassen, ist unerträglich. Doch diesen Zwiespalt muss aushalten, wer warten will.

Sicherheit und Geborgenheit sind deshalb eine Vorbedingungen des Wartenkönnens. Das Warten fällt leichter, wenn man bereits öfter erfahren hat, dass nach qualvoller Wartezeit etwas Positives geschieht, etwas, das für die Wartezeit entschädigt. Wer solch  wichtige Erfahrung machen darf, ist für spätere Geschehnisse gewappnet, die zu Wartezeiten zwingen.

Wer wartet, entsagt der Welt für die Zeitspanne des Wartens. Da niemand in die Zukunft schauen kann, weiß der Wartende nicht, wann seine Wartezeit abläuft. Das ist eine Belastung und Bewährungsprobe, die nur besteht, wer aus einem Gefühl der Fülle heraus zu handeln vermag. Wer die Erfahrung machen musste, regelmäßig um seinen Lohn betrogen zu werden, kann geduldiges Warten aus diesem Grund schlecht ertragen.

Am schlimmsten für den Wartenden ist die Angst davor, zu kurz zu kommen, weil die anderen schneller sind und sich nehmen, was auch er begehrt. Wenn nun nicht genügend des Begehrten vorhanden ist, geht leer aus, wer geduldig und bescheiden gewartet hat. Warten ist daher nur in einer geordneten Welt möglich, in der jedem Menschen sein Platz gesichert ist. Wo ist dies am ehesten zu erwarten?

In den nächsten Tagen werden wir uns an dieser Stelle Gedanken machen über praktische Konsequenzen in der Schulerziehung, die dem Wartenkönnen förderlich sind.

Peter Stolz

 



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