Der Erste Weltkrieg ist in seinem Ausmaß und seinen Folgen wohl von niemandem erahnt worden. Da nun aber einmal alle Vorbereitungen getroffen waren, fand man sich mit dem Gedanken ab, dass es wohl irgendwann doch zum Krieg kommen werde. Und schon geisterte das Wort vom »Präventivkrieg« in den Köpfen, einem Krieg, mit dem man dem anderen rasch zuvorkommen müsse, um ihn in einer kurzen und heftigen Schlacht restlos zu besiegen. Auch Hitler sprach 25 Jahre später von einem Präventivschlag gegen Russland. Es scheint unmöglich, aus der Geschichte zu lernen.
Trotzdem gab es einige wenige Personen, die hellsichtig waren, wie der britische Außenminister Sir Edward Grey. Als Österreich am 28. Juli 1914 den Krieg erklärte, sagte er: »In diesem Augenblick gehen in ganz Europa die Lichter aus; wir alle werden sie in unserem Leben nie wieder leuchten sehen.«
Am 1. August 1914 begann das 20. Jahrhundert, das Jahrhundert der großen Kriege, Revolutionen, der unaufhörlichen Weltunruhe, die erst mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur der Sowjetunion und damit des gesamten Ostblocks ihr Ende fand.
Der Erste Weltkrieg: eine Apokalypse, verursacht durch die Entwicklung der Technik – eine Technik, die sich den Menschen unterordnet und sich selbst zum Maß aller Dinge macht. Die Soldaten auf dem Felde erkannten, dass sie dieser Technik beinahe schutz- und wehrlos ausgeliefert waren. Das Bild des mutigen Kämpfers, der Aug in Aug mit dem Gegner um den Sieg ringt, es ist in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges endgültig versunken. Die Folgen dieses, nun bald 100 Jahre zurückliegenden Krieges beschäftigen die Menschen bis zum heutigen Tag, denn er hat Fragen aufgeworfen, die grundsätzlicher Natur sind: Werden die Erfindungen, die uns dienen sollen, sich eines Tages gegen uns selbst wenden und uns vernichten? Die Beschäftigung mit den Ereignissen des Ersten Weltkrieges wirft Fragen der grundsätzlichen Existenz des modernen Menschen auf.