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Literaturrätsel: Aus welchem bekannten Roman ist diese Textstelle?

 
28. März 2016
Literaturrätsel: Aus welchem bekannten Roman ist diese Textstelle?
Kategorie: Besinnliches
 

„Wir normen den Massen den Haß gegen landschaftliche Schönheiten an“, schloß der Direktor, „doch zugleich auch die Liebe zum Freiluftsport. Dabei achten wir darauf, daß jeder Sport den Gebrauch komplizierter Geräte nötig macht. Sie benutzen also nicht nur die Verkehrsmittel, sondern auch die Fabrikerzeugnisse. Und darum diese elektrischen Schläge.“

„Ich verstehe“, sagte der Student und schwieg, von Bewunderung übermannt.

Allgemeine Stille; der Direktor räusperte sich. „Vor langen Zeiten, als Ford der Herr noch auf Erden wandelte, lebte ein kleiner Knabe namens Ruben Rabinowitsch. Ruben war das Kind polnisch sprechender Eltern.“ Er unterbrach sich. „Sie wissen, doch, was Polnisch ist?“

„Eine tote Sprache.“

„Wie Deutsch oder Französisch“, ergänzte ein anderer, stolz auf sein Wissen.

„Und Eltern?“ forschte der Bund.

Unbehagliches Schweigen. Einige der Studenten erröteten. Sie hatten noch nicht gelernt, den bedeutsamen, aber oft kaum merklichen Unterschied zwischen Unflat und reiner Wissenschaft zu erkennen.

Endlich fand einer den Mut, die Hand zu heben.

„Die Menschen pflegten damals –“ er zögerte, das Blut stieg ihm in die Wangen, „– sie pflegten die Kinder auszutragen.“

„Sehr richtig“, nickte der Direktor beifällig.

„Und wenn die Babys entkorkt wurden –“

„Geboren wurden“, verbesserte der Direktor.

„– dann waren sie die Eltern. Nicht die Babys natürlich, die anderen meine ich.“ Der arme Kerl war ganz verwirrt.

„Kurz gesagt“, faßte der Direktor zusammen, „Die Eltern waren der Vater und die Mutter.“ Diese unflätigen Begriffe, die in Wirklichkeit streng wissenschaftlich waren, fielen wie Donnerkeile in das allgemeine verlegene Schweigen. „Die Mutter“, wiederholte er laut und rieb ihnen nochmals die Wissenschaft unter die Nase. „Ich weiß“, bemerkte er ernst, in seinen Stuhl zurückgelehnt, „ich weiß, das sind peinliche Dinge. Aber die meisten geschichtlichen Tatsachen sind peinlich.“



Kommentare zu diesem Beitrag:
von Volker Fitzlich (08. August 2007, 15:14):
Schöne neue Welt (Orig.: Brave new World)
von Aldous Huxley
 
von Bauer (21. August 2007, 10:33):
Das ist richtig. Ich habe vor kurzem das Buch wieder aus dem Regal geholt und innert zwei Tagen gelesen. Es ist sehr aktuell.
 



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