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Große Pause

 
17. Oktober 2014
Große Pause
Kategorie: Anekdoten

Große Pause

 

Ging-gong-gong.
Nacheinander trudeln sie ein, schleudern ihre Taschen auf die Stühle (fast so gekonnt wie die Schüler), eilen zur Kaffeemaschine. Einige sitzen schon und gießen das mitgebrachte Getränk in die Tasse. Einer nach dem anderen nimmt seinen Platz am langen Tisch in der Mitte des Lehrerzimmers  ein. Noch ist es relativ ruhig, die sprachlichen Äußerungen stehen festumrissen und klar im Raum.  

„Schwachsinn kann man feststellen.“

Zustimmendes Nicken ringsum, Grinsen, ja aber klar doch.

Butterbrotpapier raschelt, Löffel schlagen klirrend an das Porzellan der Tassen.

„Sagt einer: zwei mal zwei ist fünf. Sage ich: falsch. Sagt ein Schüler: das wollte ich auch sagen.“

„Das ist ja Schwachsinn.“

„Sag ich doch. Schwachsinn kann man feststellen.“

 „Das wollte ich auch gerade sagen.“

Heiterkeit brandet auf und läuft um den Tisch.

Endlich sind sie alle da, schütteln die letzte Stunde von sich ab wie Hunde das Regenwasser. Es wird laut. Wortfetzen fliegen durch die Luft.

„Ließ ich an die Tafel schreiben …“

„ … geht der ganze Vormittag drauf.“

„Dat ist ja nun man sicher.“

„… und hier, diese dämliche Textaufgabe …“

„Was strickst du da?“

„Wenn isch da nit drauf achte!“

„Die tun ja nischt bei mir!“

„Ich muß den Opa mal herbestellen.“

„Der kriecht, was er kriecht.“

 

Auf einmal wird es wie auf ein unsichtbares Kommando still. Aber das ist nur eine vorübergehende Flaute. Während sie andauert, sind nur Rascheln, Klappern, Klirren und das Scharren von Füßen auf dem Teppichboden zu vernehmen. Unvermittelt geht es von vorne los.

„ Oliver ist gestern wieder vom Stuhl gefallen. Die ersten Gehversuche, ja.“

„Heute wieder. Ja, zur Oma.“

„Es läuft?“

„Ist er dir auch gegen das parkende Fahrzeug gefahren?“

Ging-gong-gong.

Wie eine Welle geht ein Seufzen durch die Sitzreihen. Stühle werden abrupt zurückgeschoben, Papiere zusammengerafft, die Tasche gegriffen, die Tasse auf die Spüle gestellt. Unterdrückte Flüche werden laut. Und nacheinander verschwinden sie durch dieselbe Tür, durch die sie vor gut 20 Minuten hereingestürmt sind.

„Nu wollen wir mal wieder, scheiß Schule, scheiß Unterricht.“

„Ich muß jetzt in die 7 A.“

„Was, zu diesem Rabaukenhaufen? Na dann, viel Spaß.“

„Ich werd denen schon den Marsch blasen.“

„Viel Erfolg.“

 

So war das im Jahre 1980. Und heute?

Karin Pfeiffer

 
 

 



Kommentare zu diesem Beitrag:
von Lehrerin (23. Oktober 2014, 21:34):
So recht klar ist mir nicht, worauf Sie mit Ihrer Frage hinauswollen, Frau Pfeiffer.
 



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