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5 Minuten täglich sind besser als eine Stunde pro Woche

 
06. März 2014
5 Minuten täglich sind besser als eine Stunde pro Woche
Kategorie: Besser lernen

Vom Lernen der Rechtschreibung

„Da schreibt er bis zur zehnten Zeile alles richtig, aber dann geht's los. Im letzten Abschnitt häufen sich die Fehler, das kann man dann gar nicht mehr lesen", klagt die Mutter. Tja, ums Lesen geht es, nicht ums Schreiben. Das vergessen wir manchmal.
 
 „Was heißt das?" Der Finger des Lehrers deutet auf ein Wort im Heft des Schulkindes. Dieses guckt angestrengt auf das Wort, seine Stirn legt sich in Falten, es murmelt etwas in seinen Pullover, und wenn es einen guten Tag hat, flackert so etwas wie eine Erinnerung auf, und es ruft strahlend aus: „Huhn". Oder: „knackig". Hat das Schulkind aber einen schlechten Tag, dann antwortet es pampig, mit unverhohlenem Vorwurf in der Stimme: „Vogel natürlich, wieso fragen Sie!"

Diktate in den Mottenschrank
Diktate sind bereits vor vielen Jahren in den Mottenschrank der Pädagogik verbannt worden: nicht zeitgemäß seien sie, nicht hilfreich, qualvoll und kontraproduktiv, also ganz und gar überflüssig ... Als Ersatzmäntelchen gegen orthographische Erkältung dienen heute Rechtschreibspiele aller Art. Dagegen ist wenig einzuwenden. Spiele sind unterhaltsam, Kreuzworträtsel zum s-Laut auch ein wenig lehrreich, Laufdiktate bringen die Fett- und Gehirnzellen in Schwung, Suchsel fördern das logische Denken, Partnerdiktate den sozialen Zusammenhalt. Alles zusammen kann man das nicht in Pausch und Bogen verdammen. Die einzig wirklich erstzunehmende Kritik ist der Zeitaufwand, der für diese Rechtschreibspielereien benötigt wird. Zeit steht in der Schule nicht unbegrenzt zur Verfügung. Wer hier etwas dazufügt, muss anderswo etwas abzwacken. Rechtschreibspiele gehen eindeutig zu Lasten eines ernsthaften Rechtschreibunterrichts, der auch das Diktat einschließt.

Jede Meisterschaft verlangt ernsthaftes Üben
Schreiben lernt man nur durch Schreiben. Und richtiges Schreiben lernt man durch Lesen und Schreiben richtiger Texte. Bei all den fröhlichen und schönen Spielen darf diese Grundwahrheit nicht in Vergessenheit geraten. Jeder Musiker, jeder Sportler weiß, dass er an seinem Können hart arbeiten muss. Dass Spiele ihm nicht zur Meisterhaft verhelfen, sondern allenfalls der Auflockerung zwischen anstrengenden Übungspassagen dienen. Beim Erlernen des korrekten Schreibens ist das nicht anders. Und ist es nicht seltsam, dass dies so häufig verkannt wird?

Zu Hause üben manche Eltern immer schon mit den Kindern das Schreiben nach Diktat, oftmals gegen den Rat der Lehrer. Wohl den Kindern, deren Eltern sich unbeirrt um den Schulerfolg ihrer Sprösslinge kümmern! Zwar sollte das Unterfangen nicht zu Streit führen – Eltern sollten es eher locker anpacken, dafür aber mit aller regelmäßiger Konsequenz. Fünf Minuten täglich sind wirkungsvoller als eine Stunde wöchentlich. Wenn ein Kind Fortschritte macht, wird es sich nicht gegen das täglich Üben wehren. Aber das braucht Zeit. Und Geduld. Zeit und Geduld sind Voraussetzung für das Gelingen häuslichen Unterrichts.

Dämliche Rechtschreibung
Der Teufel soll doch diese dumme Rechtschreibung holen! So mögen mache geplagte Schüler und deren Eltern denken. Und die Pädagogik-Ingenieure basteln seit Jahrzehnten daran, die Orthographie als solche abzuschaffen. Wenn sie mit ihren Vorstellungen durchkommen, was aber unwahrscheinlich ist, werden wir demnächst auch bei Buch- und Zeitungslektüre rätseln dürfen: „Was heißt das?"
Nein und noch einmal nein, so weit lassen wir es nicht kommen. Wir holen das gute, alte Diktat aus dem Mottenschrank. Wir üben richtig schreiben nach Diktat. Zuerst ganz vorsichtig, mit wenigen Worten und Sätzen, dann werden wir kühn und schreiben ganze Absätze. Nicht vergessen: vorher wird jedes zu diktierende Wort mit dem Schulkind geübt! Nie wird Unbekanntes diktiert! Das ist eine leider häufig begangene Todsünde. Stellen Sie sich vor, Sie müßten nach Diktat französische oder englische Wörter schreiben, die nie zuvor geübt worden sind. Noch Fragen? Ein Diktat prüft Erinnerungsleistung, nicht Kreativität. Das Diktat ist unersetzlich für das wirkungsvolle Training von Konzentration, von visuellen und motorischen Fertigkeiten! Die Benotung ist zweitrangig, aber auch nicht überflüssig. Denn jeder, der eine Leistung vollbringt, möchte wissen, wie er eingestuft wird. Ist das denn bei Ihnen, lieber Vater, liebe Mutter, lieber Lehrer, anders? Da haben Sie das Gefühl, etwas gut gemacht zu haben, aber niemanden interessiert es? Kein Schwein guckt hin? Nein, so dürfen wir mit unseren Kindern nicht umgehen. Deshalb haben sie Noten verdient. Aber gerechte. Die verstehen das dann schon. Sind Noten wirklich etwas Böses?

Diktate sind unersetzlich für Lernerfolg
Nun, da Sie überzeugt sind von der Notwendigkeit von Diktaten, „diktateln" Sie!  Tun Sie es ohne schlechtes Gewissen und  mit fröhlicher Zuversicht. Die gehobene Stimmung überträgt sich auf die Kinder. Der diktatfreundliche Pädagoge wird feststellen, dass seine Schüler Freude am Diktatschreiben haben werden, komisch, oder? Es gibt dann nichts Schöneres als das stolze Leuchten in den Augen von Kindern, die erstmals erfahren, dass sie Texte fehlerarm oder sogar fehlerfrei zu Papier zu bringen können, die jeder LESEN KANN. Wollen Sie sich das entgehen lassen? Lesen und Schreiben sind fundamentale Kulturelemente, und die Zeit, die für den Erwerb geopfert wird, ist niemals vertan. Dafür kann auf ideologische Unterweisung im Unterrichtsplan verzichtet werden. Was das im einzelnen ist, mag jeder selbst entscheiden. 

Siehe zum Beispiel 5-Minuten-Diktate




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