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Computer verhindern Lernen

 
12. Dezember 2012
Computer verhindern Lernen
Kategorie: Besser lernen
   
 Jeder Dummkopf kann eine Maschine bedienen
von Karin Pfeiffer

 
 

Wenn ich das Christkind wäre (das echte – denn vom Geburtsdatum 25. Dezember her bin ich eines), dann würde ich Ihnen – Eltern und Lehrern – ein bestimmtes Buch unter den Weihnachtsbaum legen und Ihnen die Lektüre dringend empfehlen. Die folgenden Zitate stammen aus diesem Buch.

Mathematik:
„Der Computer und sein kleiner Bruder, der Taschenrechner, verhindern, dass man die Grundlagen des Rechnens lernt. Sie verhindern, dass man einen Blick für das Wesen der Mathematik entwickelt, dass man mit Zahlen vertraut wird oder Algebra wirklich versteht.“

Befürworter des Computers sagen: „Dank der Rechner behandeln wir den Stoff in Mathematik schneller … die Schüler kommen dann früher zu fortgeschritteneren Themen. Es gibt in der Mathematik so viel zu lernen, dass man seine Zeit nicht mit dem Einmaleins verschwenden sollte.“

Aha. Dasselbe Argument kennen wir auch aus dem Schreibunterricht der ersten Klasse – Anlauttabellen verhelfen den Kindern dazu, schneller Texte schreiben zu können. Der Computer sowieso, denn das Tippen geht schneller als das Schreiben mit der Hand. Natürlich kann das nicht gutgehen, wenn wir den Kindern Maschinen (auch die Anlauttabelle ist eine Art Maschine) an die Hand geben, noch ehe sie die Grundlagen beherrschen. Rechner und Computer überspringen die einzelnen Lernschritte. Tipp, tipp! Rechnen und Schreiben am Computer ist nicht wirklich Rechnen und Schreiben, sondern eine Simulation davon. Zahlen und Buchstaben bleiben dem Schüler fremd, er bekommt kein Gespür für sie.

„Kinder, die mathematische Probleme mit dem Taschenrechner lösen, drücken die Tasten, sehen das Ergebnis und akzeptieren, was ihnen die kleine Maschine sagt. So kann es passieren, dass eine Schülerin eine Arbeit abgibt, in der die Höhe des Fernsehturms von Toronto mit 0,0034117 Millimeter angegeben wird.“

„Leider ist es so, dass das Erlernen des Multiplizierens nicht gerade eines jener Projekte zum Wohlfühlen ist, die für die Selbstverwirklichung angepriesen werden. Das mechanische Auswendiglernen des großen Einmaleins macht nicht so viel Spaß, wie Marsbewohner auf dem Bildschirm abzuschießen.“

„Also weg mit diesen verdammten Dingern. Sie befördern uns auf dem schnellsten Weg in eine Welt kluger Maschinen und dummer Menschen.“

„Immer und immer wieder zu üben ist heutzutage aus der Mode gekommen und wird … als stumpfsinniges Pauken abgetan. Es ist aber nötig, um zu einem Grundbestand mathematischer Fähigkeiten zu kommen. Wenn wir wollen, dass Schüler mit Mathematik umgehen können, dann kommen sie nicht darum herum, das Einmaleins zu lernen.“

„Die besten Studenten, die hier auftauchen, sind die Kinder von Einwanderern, die sich Computer nicht leisten können.“

„Computer lassen die schulischen Fähigkeiten verkümmern, sie machen Lehrer und Schulverwaltungen bestechlich, sie fördern schlechte Pädagogik und unterstützen antiintellektuelle Einstellungen.“

Diese „ketzerischen“ Worte stammen von einem, der Computer liebt. Sein Leben lang hat der damit verbracht, Programme zu erstellen. Er empfindet die Technik als Bereicherung. Und gerade deshalb warnt er uns vor der Verabsolutierung der EDV. Die EDV kann keine Probleme lösen, und wenn wir sie dazu mißbrauchen, haben wir erst recht ein Problem, ein sehr großes.

Die Grundkonstanten des Lernens haben sich nicht verändert, der Computer ist kein Zaubergerät, das sich beschleunigend auf Lernen und Fertigkeiten auswirkt – im Gegenteil. Wer Kinder liebt und Computer als tolles Hilfsmittel schätzt, sollte unbedingt dieses Buch lesen:

 
   
 

Clifford Stoll. LogOut. Warum Computer nichts im Klassenzimmer zu suchen haben. S. Fischer Verlag, Ffm 2001

hier der Link zum Buch – lesenswert sind auch die Kundenrezensionen!

 


Kommentare zu diesem Beitrag:
von Anna (17. Dezember 2012, 19:43):
Auch empfehlenswert: Vorsicht, Bildschirm! von Manfred Spitzer.
Spitzer wird für sein jüngstes Buch "Digitale Demenz" stark angegriffen. Ich meine, es kommt auf die Dosis an. Wie bei allem anderen auch.
 
von Ursula Prasuhn (18. Dezember 2012, 19:50):
Der Auszug aus dem Buch von Cliffard Stoll und Ihre Anmerkungen dazu, Frau Pfeiffer, entsprechen hundertprozentig meiner Meinung.
Danke für den Buchtipp!
Danke auch Ihnen, Anna, für "Vorsicht Bildschirm!"
 



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