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Können wir daraus etwas lernen?

 
25. November 2008
Können wir daraus etwas lernen?
Kategorie: Politik

Während des Spanischen Bürgerkriegs hatten die Anarchisten in den von ihnen beherrschten Betrieben den Einheitslohn eingeführt, so auch im »Tivoli«-Opernhaus. Auf dem Spielplan stand ein von der anarchistischen Gewerkschaft organisierter Opernzyklus zu volkstümlichen Preisen. Die Hauptrolle in einer dieser Opern sollte der berühmte Tenor Hipolito Lazaro singen, der jedoch mit dem Einheitslohn nicht einverstanden war und deshalb in Verhandlungen mit der anarchistischen Opernleitung versuchte, für sich eine höhere Entlohnung zu erreichen.

Als seine Forderungen abgelehnt wurden, trat er kurz vor Vorstellungsbeginn auf die Bühne und sagte zu den Werktätigen des Opernhauses: »Wir sind jetzt alle gleich und um dies zu beweisen, bekommen wir alle den gleichen Lohn. Ich finde das großartig. Da wir alle gleich sind, werde ich heute die Eintrittskarten am Eingang kontrollieren und einer von Euch kann heraufkommen und die Hauptrolle singen.«
Noch an diesem Abend beschlossen die anarchosozialistischen Leiter des Opernhauses eine Änderung der Entlohnung. Hipolito Lazaro und andere Top-Sänger erhielten 750 Pesetas je Auftritt, eine 50fache Erhöhung gegenüber ihrem bisherigen Lohn von 15 Pesetas je Tag. Auch die Künstler der 2. und 3. Kategorie bekamen große Lohnerhöhungen, gestaffelt nach der Schwierigkeit ihrer Darbietung.

Ronald Fraser, Blood of Spain: An Oral History of the Spanish Civil War (New York, Pantheon Books, 1986), Seite 224

Es liegt ganz bei uns,
ob wir aus dieser Begebenheit die notwendigen Lehren ziehen wollen.

Eine neidfreie und wohlwollende Anerkennung individueller Fähigkeiten und besonderer Leistungen im Arbeits- und Gesellschaftsleben ist Voraussetzung zu friedlicher Kooperation der Menschen untereinander. Das Menschenrecht auf den Schutz des Eigenen, erworben durch Anstrengung und Tüchtigkeit, wird leider nicht in allen Gesellschaftsformen berücksichtigt. Die  Verwechslung persönlicher Leistung mit willkürlich zugeteilten oder geraubten Privilegien ohne Leistungsbasis führte in der Geschichte der Menschheit immer wieder zu manifesten Verwerfungen ganzer Gesellschaften. Der Unmut unter den Leuten ist groß, und Experimente enden gewöhnlich in allgemeiner Verarmung des wirtschaftlichen und geistigen Lebens.

In der Erziehung spielt diese Thematik eine besonders sensible Rolle.  Guter Unterricht muss so strukturiert sein, dass die Freude am Lernen und an der eigenen Leistung nicht beeinträchtigt, sondern nach Kräften gefördert werde. Ohne Aussicht auf besondere Anerkennung strengt sich auch in der Schule niemand an. Lernen ist anstrengend, daher muss es sich lohnen. Unser Land braucht eine strebsame und tüchtige Jugend!

KAPE

 



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