Über die Tüchtigkeit

02. Juni 2010

Über die Tüchtigkeit

Kategorien: Erziehung | Besinnliches

»Das ist ein tüchtiger Arzt!« sagt eine Frau zur anderen, während sie auf die Straßenbahn warten. Wer diesen Satz aufschnappt, hat sofort ein Bild dieses Arztes vor Augen: er geht auf seine Patienten ein, nimmt sich für sie Zeit, erkennt ihre Probleme, kann Krankheiten sicher diagnostizieren, führt mit Geduld zur Heilung. Ist rücksichtsvoll, arbeitsam, zuverlässig, klug, gebildet, herzensgut. Tüchtigkeit ist eine Charaktertugend, die einen hohen gesellschaftlichen Rang besitzt. Wir unterscheiden zwischen verschiedenen Tüchtigkeiten: berufliche Tüchtigkeit, moralische Tüchtigkeit, seelische Tüchtigkeit, geistige Tüchtigkeit und unzählige andere Tüchtigkeiten. Das Wort selbst wird meist nur noch im Zusammenhang mit dem Beruf gebraucht. Und wie steht es mit den Lern- und Erziehungszielen in der Schule?  Natürlich wollen wir, daß unsere Schüler tüchtig werden. Wie können wir das erreichen? Wolfgang Brezinka, der bekannte Erziehungswissenschaftler und Autor vieler gut lesbarer Werke zur Pädagogik, zitiert Aristoteles und dessen Ansichten über die Tüchtigkeit: »Die Tüchtigkeit ist dem Menschen nicht angeboren, sondern muß durch eigene Tätigkeit erworben werden. Sie ist sein eigenes Werk: eine bleibende gute Verfassung des Inneren (griechisch: héxis", lateinisch: „habitus"), eine feste wertvolle Grundhaltung, die durch Übung und Einsicht entsteht. Von Natur aus bringt er nur die Anlage dafür mit. Die Tüchtigkeit erlangt man, indem man häufig entsprechend handelt. Das gilt für handwerkliches und künstlerisches Können ebenso wie für moralische Tüchtigkeiten. Denn was man erst lernen muß, bevor man es ausführen kann, das lernt man, indem man es ausführt: Baumeister wird man, indem man baut, und Kitharakünstler, indem man das Instrument spielt. So werden wir auch gerecht, indem wir gerecht handeln, besonnen, indem wir besonnen, und tapfer, indem wir tapfer handeln.« Und Brezinka fügt selbst hinzu: »Das ist gegen jene gesagt, die meinen, man könne durch bloßes Nachdenken, Diskutieren und »Philosophieren« tugendhaft werden.« (Wolfgang Brezinka, Tüchtigkeit. Analyse und Bewertung eines Erziehungszieles. Verlag Ernst Reinhardt, Seite 32)

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Kommentare zu diesem Beitrag:

von laura (30. Mai 2011, 22:18):

die seite hat mir weiter geholfen danke