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Der "heimliche Lehrplan"

 
07. Oktober 2006
Der "heimliche Lehrplan"
Kategorien: Erziehung | Schule

Zur Zeit, als ich mein Lehramtsstudium absolvierte (70iger Jahre), war viel vom „heimlichen Lehrplan“ die Rede. Dieser erfüllte sich angeblich durch die pädagogische Forderung nach Gehorsam. Hiermit würden Jasager gezüchtet und der Faschismus begünstigt. Die Forderung, Ordnung zu halten, habe zu unterbleiben, denn bei der Ordnung handele sich um eine (unwichtige) Sekundärtugend, mit der man ein KZ führen könne. Wer Leistung erbringe oder fordere, handele unsozial und elitär – Leistung definiere sich hauptsächlich im Vergleich mit den Schwachen. Leistung zu fordern und zu bewerten sei unvereinbar mit dem Gedanken der Solidarität, ohne die unsere Gesellschaft kalt und unmenschlich werde. Wer selbst Leistung erbrachte, handelte somit zutiefst unanständig. So die Botschaft des „heimlichen Lehrplans“ an Schulen.

Heute sind diese Samen aufgegangen: Eltern und Lehrer wagen es nicht mehr, von Kindern Verzicht, Ordnung und Leistung zu fordern. Aber halt! Auch heute gibt es einen „heimlichen Lehrplan“: Neben Inhaltlichem lernen Schüler folgendes:

– guter Unterricht besitzt unverbindlichen Unterhaltungscharakter
– die meisten Lehrer lassen sich alles gefallen und sind nicht ernst zu nehmen
– Arbeitsmaterialien und Schuleinrichtung (weil nicht selbst bezahlt) sind nur Dekoration; wert sind sie nichts, weshalb man sie weder pflegen noch beachten braucht
– Anstrengung ist unnötig, es gibt keinen Zusammenhang zwischen Schulerfolg und Lernen
– im Ernstfall erstreiten sich die Eltern unabhängig von meiner Leistung Versetzung oder Wahl der weiterführenden Schule
– zwischen den Eltern, den Lehrern und den Politikern gibt es keine erzieherische Übereinstimmung, ich kann sie alle zu meinem Nutzen gegeneinander ausspielen
– Zensuren sind in jedem Fall ungerecht und beziehen sich niemals auf mein Können
–Schule ist eine fragliche Veranstaltung, ein Sinn ist dahinter nicht auszumachen; was man wissen muß, erfährt man aus anderen Quellen
– Ich brauche keine Verantwortung übernehmen, weder für mich selbst noch für andere
– Lehrer und Eltern haben die Pflicht, mich „durchzubringen“. Sie allein sind dafür verantwortlich, ob ich etwas lerne oder nicht. Anstrengen brauche ich mich dafür jedenfalls nicht.

Wem wider den Zeitgeist der Beliebigkeit eine gut lesbare und saubere Handschrift abverlangt wurde, wer dazu erzogen wurde, seine Schulsachen pfleglich zu behandeln, wer zum Auswendiglernen angehalten wurde, wer dem Unterricht schweigend und ohne ablenkende Spielereien folgen musste (Essen, Trinken, Handys usw.), lernte u.a. auch Selbstbeherrschung, Konzentration, Triebaufschub, Achtung vor den Mitmenschen, Zuhören ...

Es läuft heute wesentlich lockerer an unseren Schulen als zu früheren Zeiten. Die vermeintlichen Vorteile für die Schüler sind aber eher kurzfristiger und höchst zweifelhafter Natur. Die künftigen Generationen werden womöglich Nachteile hinnehmen müssen, weil sie nicht gelernt haben, sich zu konzentrieren, zielstrebig und mit Durchhaltevermögen zu arbeiten und sich Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen, ohne die auch unsere moderne Welt nicht bestehen kann, Computer hin, Computer her. 

 

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