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Mehr Rechtschreibfehler als früher

 
03. März 2013
Mehr Rechtschreibfehler als früher
Kategorie: Schriftkultur
   
 

Wie gut sind die Schüler heute in der Rechtschreibung?

 
 

KARIN HECHLER: Gemessen an den 60er Jahren ist es deutlich schlechter geworden. Es gibt dafür klare Hinweise. Es gibt keinen fehlerfreien Aufsatz mehr, auch nicht bei den besten Schülern. Das war früher anders. Wir sind nicht zufrieden mit dem, was auch gute Schüler in Deutsch erbringen.

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 Karin Hechler (63) ist Deutschlehrerin. Sie leitet die Schillerschule, eine von Frankfurts Schulen, die am Diktatwettbewerb teilnehmen. Mit ihr hat Thomas J. Schmidt von der »Frankfurter Neuen Presse« über die Orthografie und ihre Probleme gesprochen. 
   


Kommentare zu diesem Beitrag:
von Lehrerin (20. April 2013, 08:53):
Jedes Wort, das Frau Hechler sagt, kann ich nur dick unterstreichen.
Die Rechtschreibleistungen der Schüler sind eine Katastrophe, die durch die Einführung der neuen Rechtschreibung spürbar verstärkt wurde.
Mir ist bis heute noch nicht klar, wie deren Einführung damit begründet werden konnte, dass für die Schüler jetzt alles leichter würde.
Mir fällt nur auf, dass mit „leichter“ viele Neuerungen im Lernbereich begründet wurden, die dann zu schlechteren Leistungen führten. Es ist ja sinnvoll, etwas zu erleichtern, doch wenn damit Qualitätsverluste verbunden sind, frage ich mich schon, was das Ganze soll.
 
von Kollege a. D. (24. April 2013, 10:35):
Es wurde in Wirklichkeit ja nicht leichter, verehrte Lehrerin. Diese Behauptung war nur der Speck, mit dem die Mäuse geködert werden sollten.
Mir erschließt sich bis heute nicht, warum die Rechtschreibreform gegen den erheblichen Widerstand kluger Leute durchgezogen werden musste.
 
von Ute B. (24. April 2013, 19:16):
Die Rechtschreibung mag im Vergleich zu den 60er Jahren besonders gelitten haben, andere Leistungen haben es jedoch auch.
Meine Mathematikarbeiten von vor 35 Jahren würde heute fast kein Schüler mehr bewältigen. Zu der dubiosen Krankheit Legasthenie ist eine weitere hinzugekommen: die sog. Dyskalkulie.
So werden pädagogische Fehler der Vergangenheit unter den Teppich gekehrt und mit Krankheiten der Schüler erklärt. Statt kranker Pädagogik gibt es nur kranke Schüler, die u.U. zeitlebens mit diesem Makel zu kämpfen haben.
Ganz schön infam, diese Schuldabwälzung.
 
von Friedosus (16. September 2013, 12:12):
Ich war 40 Jahre Lehrer (1966-2006. Obwohl ich im Ruhestand bin, interessiere ich mich aber immer noch dafür, was in der Schule so abläuft.

Die Aussage zu den Rechtschreibleistungen heutiger Kinder kann ich nur dreimal unterstreichen. Ich scheue mich auch nicht, von einer Rechtschreibkatastrophe zu sprechen. Doch möchte ich das nicht nur auf schulische Versäumnisse zurückführen. Es gibt tatsächlich so etwas wie Legasthenie. Bei einigen Kindern hilft nur eine Einzeltherapie durch eine auf Rechtschreibung spezialisierte Kraft. Im normalen Unterricht ist da kaum etwas zu machen. Wir müssen in Betracht ziehen, dass es auch oftmals an einer Fehlfunktion im Gehirn liegt. Die Ursachen dieser Störung habe ich im folgenden Beitrag genannt. Die "neue" Rechtschreibung halte ich für ein Randproblem.(Wenn es nur die Rechtschreibung wäre. Die Schulleistungen sind praktisch in allen Fächern bedenklich gesunken.)



Schulleistungen auf dem Tiefpunkt
Noch zu Beginn der 70er-Jahre wurden durchweg mehr als 30 Kinder in einer Schulklasse unterrichtet, nicht selten – auch im 1. Schuljahr – sogar weit über 40. Dagegen sind die heutigen Zahlen geradezu traumhaft: zumeist deutlich unter 30 Kinder, in einigen Klassen sogar unter 20 wie an meiner Grundschule. Im Vergleich mit der früheren Ausstattung der Schulen mit Lehr- und Lernmitteln – sie war wirklich kümmerlich – findet man heute in dieser Hinsicht ein wahres Paradies vor. Besondere Erwähnung verdienen die an allen Schulen standardmäßig vorhandenen Kopiergeräte. Mit ihnen lassen sich Materialien von hoher Qualität bequem herstellen, genau zugeschnitten auf eine bestimmte Klasse oder förderungsbedürftige Schüler.
Derartig günstige Voraussetzungen lassen eigentlich bessere Lernergebnisse als früher erwarten. Leider ist genau das Gegenteil eingetreten. Sie haben sich – vor allem bei den Jungen – in allen Fächern zum Teil dramatisch verschlechtert, in extremer Weise in der Rechtschreibung. Mit Testdiktaten aus den 60er-Jahren würde man heute eine mittlere Katastrophe erleben. Immer häufiger versagen Kinder in der Schule trotz normaler oder gar überdurchschnittlicher Intelligenz. Auch ein mit nicht unerheblichem Aufwand betriebener Förderunterricht kann die auftretenden Schwächen nur höchst unzureichend beseitigen.

Parallel zum Absinken der Lernleistungen beklagt man eine ständig zunehmende Zahl von Kindern mit Verhaltensstörungen, heute meist als ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) bezeichnet. Wenn man auch solche Kinder mit rechnet, die „nur“ kaum still sitzen und zuhören können, ansonsten aber noch einigermaßen gruppentauglich sind, beträgt der Anteil von ADHS-Kindern pro Klasse etwa satte 30 – 50 %. Jungen sind von dieser Störung weitaus häufiger betroffen als Mädchen.
Die Schule hat sich über die Jahre den Verhältnissen einer Anstalt für schwer Erziehbare angenähert. Nicht wenige Schulkinder sind als psychiatrische Fälle einzustufen. Anspruchsvoller Unterricht und „Intensiv-Erziehung“ sind fast nicht miteinander zu vereinbaren. Der Umgang mit heutigen Problemkindern in der Schule geht über die normale Erziehungsarbeit, die selbstverständlich zum Lehrerberuf gehört, weit hinaus. Unterrichten ist zur Schwerstarbeit geworden. Nicht wenige Lehrer sind – besonders in der Hauptschule – durch permanente Unterrichtsstörungen Belastungen ausgesetzt, die das Maß des Erträglichen deutlich überschreiten. Älteren Lehrergenerationen, die noch in den 60er-Jahren ihren Dienst taten, waren derartige Erscheinungen nahezu fremd. Schulehalten war in der Regel eine freudvolle Tätigkeit, nicht selten ein Vergnügen.

Das ADHS ist in hohem Maße für die anfangs erwähnten erbärmlichen Schulleistungen verantwortlich.
• Wenn sich Lehrer – sie sind keine Zauberkünstler – immer wieder überdrehten, wenig lernwilligen Schülern zuwenden müssen, geht das zu Lasten eines anspruchsvollen, effizienten Unterrichts. Auch die „normalen“ Kinder kommen zu kurz.
• Kinder mit ausgeprägter Konzentrationsschwäche, einem Leitsymptom des ADHS, bleiben weit unter den Leistungen, die ihrem Vermögen entsprechen.
Wenn also das Leistungsniveau an unseren Schulen wieder gehoben werden soll, müssen vorrangig Maßnahmen zur Besserung des ADHS ergriffen werden. Förder- und Nachhilfe-unterricht allein führen nicht zum Ziel.

Eine echte Lösung des ADHS-Problems ist möglich, wenn von der weit verbreiteten Ansicht, vor allem elterliche Erziehung führe zu Verhaltensstörungen, Abstand genommen wird. Es muss also Faktoren geben, die die Erziehbarkeit (und Lernfähigkeit) von Kindern beeinträchtigen.
Tatsächlich gibt es auch biologische Ursachen, die bestimmte Hinfunktionen beeinträchtigen, z.B. solche, die auf Aufmerksamkeit und Impulskontrolle Einfluss nehmen.

Da ist zunächst die tägliche Ernährung zu nennen, die heute einen beklagenswerten Tiefstand erreicht hat. Entwertete Industriekost (Fastfood) hat in sehr vielen Haushalten unverfälschte, gesunde Nahrungsmittel weitgehend verdrängt. Hinzu kommt ein übermäßiger Verzehr süßer chemieträchtiger Sachen. Minderwertige Nahrung bringt nicht nur den Körper, sondern auch Gehirn und Nervensystem aus dem Gleichgewicht. Man spricht von einer „Hirnfunktionsstörung“. Das Gehirn erhält nicht mehr ausreichend Nährstoffe und wird zusätzlich durch fragwürdige Substanzen (z.B. Nahrungsmittelzusätze) belastet. Es kann nicht mehr mit voller Leistung arbeiten. Gesunde Kost bedeutet für ADHS-Kinder vor allem: weitgehender Verzicht auf Zucker und künstliche Zusatzstoffe („Chemie“). Fleisch – in mäßiger Menge und möglichst von artgerecht gehaltenen Tieren – kann ebenfalls die Gesundheit fördern, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Bei etlichen Kindern müssen selbst manche an sich gesunde Nahrungsmittel, wie z.B. Milch oder Nüsse, vom Speiseplan gestrichen werden. Seriöse Studien und zahllose Erfahrungen belegen, dass eine Ernährungsumstellung in deutlich mehr als der Hälfte aller Fälle zu einer guten, anhaltenden Besserung des Verhaltens und der Lernstörungen führt. Manche Kinder verändern sich so sehr, dass sie kaum wieder zu erkennen sind. Eine gesunde Kost bringt aber nicht automatisch bessere Lernergebnisse hervor. Sie erspart den Kindern keinesfalls das Lernen, die geistige Anstrengung. Sie beseitigt aber das „Chaos im Kopf“ und schafft so die Voraussetzung dafür, dass die aufgewendeten Mühen auch zum Erfolg führen.

Auch Impfungen lassen bei empfindlichen Kindern häufig den Hirnstoffwechsel entgleisen und rufen die gleichen unerwünschten Verhaltensweisen hervor wie ungesundes Essen.
Unserem eigenen Sohn wurde eine Fünffach-Impfung zum Verhängnis. Wenige Tage danach wurde er hyperaktiv. Vorher war ein fröhliches, friedliches und völlig unkompliziertes Kind, das auch auf seine Spielsachen stets sorgsam achtete.
Ähnliche Fälle gibt es massenhaft. Ärzte und Heilpraktiker, die mittels spezieller Verfahren und Geräte ADHS-Kinder auf eine Impfbelastung untersuchen, werden tatsächlich meistens fündig. Eine sich anschließende Therapie (z.B. mit klassischer Homöopathie oder Bioresonanz) führt dann meist relativ schnell zu einer spürbaren Besserung des Verhaltens und - verzögert - der Lernleistungen. Der Knackpunkt ist die große Zahl von Impfungen. Heute werden bis zur Einschulung 40 Impfungen empfohlen, früher (bis etwa 1970) waren es gerade mal 4.

Fazit
Eine Umstellung der Ernährung auf eine hochwertige, verträgliche Kost sowie ein Zurückschrauben der Zahl von Impfungen auf ein vertretbares Maß bzw. die Behandlung eines nachgewiesenen Impfschadens sind vorzunehmen, um das ADHS zu bessern. Das wäre eine entscheidende Voraussetzung für bessere Schulleistungen. Das Kinderernährungswerk Hamburg bringt es auf den Punkt: „Ungesund ernährte Kinder können nicht wirksam erzogen und unterrichtet werden; sie sind weniger leistungs- und sozialfähig, als sie sein könnten.“ Ähnliches gilt auch für viele „durchgeimpfte“ Kinder.
Unverträgliche Kost und übermäßiges Impfen haben aber häufig auch direkte Auswirkungen auf die Lernleistungen, indem sie Hirnbereiche, die z.B. für Lesen/Rechtschreibung und Rechnen zuständig sind, empfindlich stören können. Man spricht von Lernblockaden.
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Literatur
Harris Coulter: Impfungen - der Großangriff auf Gehirn und Seele
Friedrich Klammrodt: Unkonzentriert-Aggressiv-Überaktiv. Ein Problem der Erziehung oder der Ernährung?

 
von Friedosus (16. September 2013, 13:08):
Zwei interessante Beiträge möchte ich noch nachschieben:

1. Das dramatische Absinken der Rechtschreibleistungen ist durch eine Studie sogar wissenschaftlich nachgewiesen worden:

Im Rahmen einer Studie des Max-Plank-Instituts und der Universität Würzburg ließ man im Jahre 2005 152 17-jährige Jugendliche einen standardisierten Rechtschreibtest (»Moselfahrt«; Althoff u. a. 1974) schreiben. Die Ergebnisse verglich man mit denen einer Untersuchung aus dem Jahr 1968, wo man das gleiche Diktat mit derselben Altersgruppe durchgeführt hatte. Die Auswertung erbrachte gravierende Unterschiede. 1968 waren es durchschnittlich ca. 10 Fehler, 2005 mit ca. 19 Fehlern fast doppelt so viel. In einem ZEIT-Interview fasst Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Leiter der Studie, das Ergebnis folgendermaßen zusammen: »Ja, wir haben für die Jugendlichen ein Diktat aus den sechziger Jahren genommen. Würde man das Rechtschreibniveau der Schüler von damals zum Maßstab nehmen, wären drei Viertel der heutigen Kinder Legastheniker.« Danach ist die große Mehrheit der heutigen Jugendlichen der deutschen Schriftsprache nur noch eingeschränkt mächtig. Man darf davon ausgehen, dass dieses Defizit im Erwachsenenalter bestehen bleibt. In den sechziger Jahren wären lediglich 15 % der Probanden den Legasthenikern zuzuordnen gewesen. Dieses niederschmetternde Ergebnis kommt einer Bankrotterklärung gleich. Alle Bemühungen der Lehrer, ihren Schülern die Rechtschreibung beizubringen, sind weitgehend gescheitert.

Anmerkung: Im Englisch-Unterricht ist bei uns anscheinend nicht mehr vorgesehen, zensierte Diktate zu schreiben. Ob man damit einem rechtschreiblichen Desaster auch im Englischen vorbeugen will?

2. Prof. Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Instituts Niedersachsen, hat bei der Sommertagung des Politischen Clubs der Ev. Akademie Tutzing gesagt:
"Wir haben bei jungen Männern die dramatischste Leistungskrise aller Zeiten."
Hinweis: Die Leistungskrise gibt es auch bei Mädchen, wenn auch weniger dramatisch.

 
von dickbrettbohrer (18. September 2013, 16:07):
Lieber Friedosus, wie wahr! Den meisten Ihrer Ausführungen setze ich ein Rufzeichen hinzu. Allein der folgende Absatz ist ergänzungsbedürftig, ich zitiere:

„Im Vergleich mit der früheren Ausstattung der Schulen mit Lehr- und Lernmitteln – sie war wirklich kümmerlich – findet man heute in dieser Hinsicht ein wahres Paradies vor. Besondere Erwähnung verdienen die an allen Schulen standardmäßig vorhandenen Kopiergeräte. Mit ihnen lassen sich Materialien von hoher Qualität bequem herstellen, genau zugeschnitten auf eine bestimmte Klasse oder förderungsbedürftige Schüler.“

Gerade hier liegt das Problem. Kein Schüler wird mehr lernen, weil seine Schule mit Lehr- und Lernmitteln besonders gut ausgestattet ist. Die Motivation zum Lernen kommt vielmehr aus dem Wunsch, einem Erwachsenen zu gefallen, den das Kind liebt oder zumindest achtet oder bewundert. Der größte Fehler der modernen Pädagogik und Didaktik ist es zu glauben, dass es beim Kind einen vom sozialen Umfeld unabhängigen Lerntrieb gäbe, der sich von selbst entfaltet, sobald nur genügend mechanische Lernanreize vorhanden seien.
Lernen aber ist ein sozialer Akt. Mit guter Ausstattung an Lernhilfen wird man niemals Lernwillen und Lernerfolg erzeugen können! Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Lehrer als Mensch. Er allein vermag durch sein Engagement das Feuer der Lernbegeisterung zu wecken! Die beste Ausstattung an totem Material, wie es die vielgepriesenen Medien sind, ist dazu nicht in der Lage! Ich vermute, dass Schule umso schlechter wird, je mehr Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Der verlotterte Unterricht samt seinen mageren Ergebnissen ist ein Wohlstandsphänomen.
 
von dickbrettbohrer (18. September 2013, 16:11):
Nachtrag

Was Sie, lieber Friedosus, über Ernährung und Impfungen schreiben, ist leider nur zu wahr. Auch dies ist ein Wohlstandsphänomen. Überleben werden wohl nur die körperlich fittesten und die brutalsten Exemplare ...
 



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