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Newsletter Nr. 31 – Mai 2009

 
05. Mai 2009
Newsletter Nr. 31 – Mai 2009
Kategorie: Newslettertexte

Version 2TraRS-Schreibung mit »ß«

Die Waage lügt

Im vergangenen Jahr quälte mich wochenlang ein Schmerz, der im rechten Gesäß seinen Ausgang nahm und bis in den Oberschenkel hineinstrahlte. Als Ursache entpuppte sich nicht etwa ein Bandscheibenschaden, sondern ein kleiner Muskel in der Hüftmuskulatur mit dem einprägsamen Namen »Musculus piriformis«. Offensichtlich war dieser Muskel verspannt und klemmte den Ischiasnerv ein. Das Gehen schmerzte, das Sitzen schmerzte, das Lauftraining entfiel. Gymnastische Dehnübungen halfen ebensowenig wie Wärme- oder Kälteanwendungen.
Das »Piriformis-Syndrom« befällt mit Vorliebe Langstreckenläufer, meist gefolgt von langwierigen, oft genug erfolglosen Behandlungen durch die Schulmedizin. Ich entschied mich für einen Selbstversuch und begab mich dazu in eine nette, kleine Fastenklinik im Schwarzwald, um den bösen »Piriformis« einfach auszuhungern.

Fastende Menschen sind lustige Leute. In einer Fastenklinik verliert man nicht nur Pfunde, sondern auch die schlechte Laune. Nach einer Wanderung begab sich unsere Gruppe in die Sauna. Jemand stellte sich auf die Waage und stöhnte deutlich vernehmbar. Ich rief: »Die Waage lügt!« Sogleich ertönte aus allen Ecken der Saunahütte fröhliches Gelächter. In den folgenden Tagen sorgte meine Bemerkung als geflügeltes Wort für ständige Heiterkeit.

Das Wesen der Dinge ...
... ist nicht an einem Zählwerk abzulesen. Größen, Mengen, Zahlen, Formen, Farben, Gewichte — kurz, das sichtbare Äußere — verführen unseren Verstand. Wir glauben, das Wesen der Dinge begriffen zu haben und können doch nur die Beschreibung der äußeren Erscheinungsform liefern. Jeder Lehrer weiß, wie wenig doch eine Ziffernzensur über den Schüler und sein Bemühen aussagt. Dennoch: Haben wir uns erst einmal auf eine Größe festgelegt, so glauben wir fest daran. Und dies, obwohl wir bei der Festlegung dieser Größe durchaus unsicher waren und Willkür walten ließen.
Wir berücksichtigen das Metaphysische nicht gebührend. Die unsichtbare, also die Welt hinter der Welt, ist jedoch eine wirkmächtige Kraft, vielleicht die wirkmächtigste überhaupt. Wir erfahren dies in jenem Augenblick, wenn das mittels physikalischer Tricks und formalistischer Regelungen angestrebte Ziel nicht erreicht wurde.
Zurück zur »lügenden« Waage: alles Wiegen und Vergleichen der Gewichtskurven kann den heißersehnten Gewichtsverlust nicht steuern. Die Ziffern im Display sagen nichts darüber aus, auf welche Weise das Gewicht zustande gekommen ist. Sie schweigen zu den Fragen der gesunden Ernährung, die allein den Königsweg zu dauerhaft stabilem Normalgewicht weist.

Das Körpergewicht nicht zum Fetisch machen
Wer dies begriffen hat, vermeidet tägliches Wiegen und verhindert damit die einseitige Fixierung auf Äußerlichkeiten. Das Körpervolumen ist nicht Ursache, sondern Resultat einer rhythmischen Lebensgestaltung mit vitalstoffreicher Ernährung. Häufiges Wiegen besitzt das Zeug dazu, den Menschen zu neurotisieren. Ich erinnere mich an einen Freizeitläufer, der sein Körpergewicht täglich mehrmals auf drei verschiedenen Waagen kontrollierte. Drei Waagen waren seiner Ansicht nach nötig, da eine jede von ihnen ein abweichendes Ergebnis anzeigte. Er zählte die Zahlen zusammen und errechnete den Durchschnittswert. Darüber führte er Buch.
In Wahrheit ist es unerheblich, ob wir etwas mehr oder weniger wiegen und welchen täglichen Schwankungen das Gewicht unterliegt. Eine Bedrohung der Gesundheit ist allerdings vorhanden, wenn sich eine Fettsucht entwickelt. Diese ist sichtbares Symptom einer Fehl- und Mangelernährung: es fehlen die Vitalstoffe. Gewichtsabnahme kann daher auch kein technisch zu steuernder Vorgang sein, bei dem einfach nur Kalorien eingespart werden ohne Rücksicht auf die Zusammensetzung der Nahrung. Fasten kann ein Einstieg sein, um sein Leben zu ändern. Es ist ein bewährtes Mittel zur Linderung zahlreicher Zivilisationskrankheiten. Was mich selbst betrifft, so ist es mir tatsächlich gelungen, den aufgeplusterten Bösewicht »Piriformis« auszuhungern. Klein und schlaff geworden, nahm er fortan den Ischiasnerv nicht mehr in den Schwitzkasten. Ich reiste schmerzfrei aus dem Schwarzwald nach Hause und laufe seither wieder.

Und wo liegt die Wahrheit?
Übermäßiges Fettgewebe baut sich allmählich und sehr langsam ab, wenn lebendige und naturbelassene Nahrung zugeführt wird. Tritt bereits in der Kindheit Fettsucht auf, so ist eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten notwendig, um Heilung zu erreichen. Extrem hohes Körpergewicht ist ein Krankheitssymptom. Es zeigt an, daß dem Körper Vitalstoffe fehlen. Deshalb die Gier nach immer mehr Nahrung. Raffinierte Kohlenhydrate und industriell hergestellter, isolierter Zucker befriedigen die Bedürfnisse des Organismus nicht, sie heizen bloß den Appetit an. Nach einer Semmel mit Scholkoaufstrich hat man bald wieder Hunger. Allein vollwertige Ernährung kann helfen. Nach dem Genuß von Vollkornbrot und Apfel hält die Sättigung länger vor, weil der Körper bekommt, was er braucht.

Jederzeit und allerorten: es fehlt der Rhythmus
Wie aber soll unseren Kindern eine »artgerechte« Vollwerternährung geboten werden können, wenn aufgrund von Erwerbstätigkeit der Eltern nur noch selten gemeinsame Mahlzeiten stattfinden, welche aus frischen Zutaten zubereitet werden? In den Schulen greift mehr und mehr das praktische, schnelle Nasch- und Imbißwesen um sich. Wie soll man verbieten, was in Fußgängerzonen aller Städte praktiziert wird: essen und trinken jederzeit und in jeder Situation und Körperlage? Was da in den Magen gelangt, ist keine Vollwertkost! Es ist paradox: dicke Kinder leiden nicht an einem Zuviel, sondern an einem Zuwenig! Sie sind Opfer einer Mangelernährung in Form einseitiger Industrieprodukte. Sie essen in der Hauptsache Nahrungsmittel, die »tot« sind, also kaum Vitalstoffe enthalten. Vitalstoffe aber sind für einen gesunden Stoffwechselvorgang unentbehrlich.

Kein Dauererfolg mit reiner Kalorienbeschränkung
»Es kann nicht oft genug betont werden, daß der Hauptgrund, weshalb alle bisherigen gutgemeinten Ratschläge, mit denen die dicken Menschen überschüttet werden, auf die Dauer erfolglos bleiben müssen, in der falschen Annahme liegt, daß die Fettsucht durch zu viel Essen entstehe. Das »Denken in Kalorien« in der alten Ernährungslehre mußte zwangsläufig zu der Auffassung führen, daß die Fettsucht eine Folge kalorischer Überernährung sei. Für die Behandlung ergaben sich daraus die bekannten Ratschläge, die Nahrungszufuhr insgesamt einzuschränken und dabei vorwiegend kalorienreiche Nahrungsmittel zu meiden.
Die Erfahrung zeigt, daß kaum ein Fettsüchtiger, der sich der Reihe nach streng an alle ihm angepriesenen Empfehlungen dieser Art gehalten hat, auf die Dauer einen Erfolg erzielen konnte. Zwar werden mit allen Methoden der Nahrungsbeschränkung kurzfristige Gewichtsabnahmen erzielt und diese als Beweis für die Richtigkeit der Theorie, Fettsucht entstehe durch Überernährung, angeführt. Verfolgt man aber das Schicksal der Fettsüchtigen über längere Zeiträume, so zeigt sich, daß sie einige Zeit nach Beendigung der Nahrungseinschränkung ihr altes Gewicht wieder erreicht oder sogar überschritten haben. Die Kalorienbeschränkung ist also keineswegs imstande, die der Fettsucht zugrundeliegende Störung im Sinne der Heilung oder Besserung nachhaltig zu beeinflussen, sondern sie bewirkt lediglich eine vorübergehende Symptom-Unterdrückung.« (1)

Einsicht ist der erste Schritt
Gern verschließen wir Menschen die Augen vor nötigen Kurskorrekturen. Lieber reden wir unsere Probleme schön. Erst wenn der Leidensdruck zu groß wird, handeln wir. Weil Fettsucht bei Kindern inzwischen zu einem leidvollen Problem geworden ist, gibt es zahlreiche Unterrichtsprojekte, die zumeist auf der formalen Kalorienlehre aufgebaut sind. Man kann das richtige Essen nicht über den Verstand lernen. Wenn dies möglich wäre, gäbe es keine Dicken mehr. Nur einem lebenspraktischen Training ist Erfolg beschieden. Gewohnheiten sind mächtiger als alles Wünschen und Wollen. Außerdem wissen wir noch zu wenig über Wesen und Zusammensetzung der Nahrung, über chemische und physiologische Vorgänge im menschlichen Körper. Die Ernährung »wissenschaftlich« optimieren zu wollen, um den Menschen gesund zu machen, bleibt deshalb Wunschtraum. Der Schlüssel für Genesung und Gesundheit liegt dort, wo wir nicht suchen: Es sind dies Lebensweise und -rhythmus, die das Eßverhalten entscheidend prägen. 
 
Fasten ist ein erster Schritt zu gesunder Lebensführung. Es lassen sich damit zum Beispiel Piriformis-Probleme beseitigen, Zappeligkeit, Rheuma, Gefäßerkrankungen und Allergien günstig beeinflussen und — last not least — Gewicht reduzieren. Wer anschließend die Ernährung umgestellt, dessen Mühe wird durch dauerhaften Erfolg belohnt.

Karin Pfeiffer

(1) Dr. med. M. O. Bruker, Idealgewicht ohne Hungerkur, emu Verlag, S. 32-33

 

 

 

Das Fasten ist ein Heilmittel für verschiedenartige Krankheiten.
Mir half es, Ischiasbeschwerden zu beseitigen.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Waage lügt.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es kann erstaunlich lange gutgehen.
In der Regel dauert es
20 bis 30 Jahre, ehe Zivilisationskrankheiten in Erscheinung treten. Der Zusammenhang mit Ernährungsfehlern wird dann meist nicht erkannt.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sport ist kein Ersatz für gesunde Ernährung. Bei schlechter Ernährung schadet Sport sogar.

Ist alles eine Sache der Verdrängung.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das ist mit Sicherheit
keine Vitalkost.
Gelegentlich erlaubt, doch als tägliche Kost langfristig nachteilig für Gesundheit und Körperumfang.


 

 

 

 

Lernhilfen zum Thema Ernährung aus dem Stolz Verlag:

• Richtig Essen leicht gemacht, Unterrichtsprojekt Ernährung, Best.-Nr. 374
• Obst und Gemüse, Best.-Nr. 116
• Getreide und Brot, Best.-Nr. 337
• Fibel der gesunden Ernährung, Best.-Nr. 377

Literaturempfehlungen:

• Hans-Ulrich Grimm. Die Suppe lügt. Die schöne neue Welt des Essens.
Knaur Verlag
• Dr. med. M. O. Bruker. Idealgewicht ohne Hungerkur. Mit Rezepten.
emu Verlag
• Dr. med. M. O. Bruker. Unsere Nahrung, unser Schicksal. emu Verlag
• Ilse Gutjahr. Iss, mein Kind. Vollwertkost für Kinder — vom Stillen bis zum Pausenbrot. emu Verlag

 
 
 



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