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Ein Aufsatz

 
26. Dezember 2007
Ein Aufsatz
Kategorie: Humor
Erzähle, wie du die Weihnachtsferien verbracht hast

Ich konnte nicht mehr erwarten, bis die Weihnachtsferien angefangen haben, ich konnte es nicht mehr aushalten. Ich hatte so viel gelernt, auch wenn ich trotzdem in der Schule nicht gut war, und ich habe es nicht mehr aushalten können, daß die Schule aus war und die Weihnachtsferien angefangen haben. An Weihnachten war es so schön, die schönste Sache von der Welt, ich wollte, daß Weihnachten nie aufhört, so schön war es.

Am Tag vorher war Michele gekommen, der in Mailand Carabiniere ist und die ganze Gasse kennt ihn von seit wie er klein war. Er ist heraufgekommen und Mama ist hinunter gegangen. Dann ist auch mein Vater hinunter gegangen und auch der Opa und alle haben ihn mitten auf der Treppe umarmt. Michele hat geweint, meine Mutter hat geweint, mein Vater hat gelacht. Ich wollte ihn auch umarmen, aber wir haben nicht alle mitten auf die Treppe draufgepaßt.
Dann ist er heraufgekommen, und alle sind heraufgekommen und auch ich bin heraufgekommen, auch wenn ich nicht so weit hinunter gegangen war.

Zum Essen gab es am Heiligabend bei mir daheim mehr als im Restaurant! Bei mir daheim essen wir wenn Weihnachten ist mehr als ein Restaurant. Alfonso weiß es, gell?
Dann habe ich das Weihnachtsgedicht aufgesagt und habe einen Klatscher bekommen, aber Geld nix. Bei mir daheim sind sie alle kniggich, sogar an Weihnachten. Dann habe ich gedacht, wenn sie das Weihnachtsbriefchen lesen, dann springt vielleicht was raus, aber sie sind auch bei den Briefchen kniggich!

Dann ist Silvester gekommen. Michele hat groß angegeben, er hat angegeben, weil er immer schießt und die Knaller durfte nur er loslassen. Er hat zehn Kilo Knaller gekauft: das waren Trickitracki, Bengalis, Feuerwerke, Knallfrösche, Bomben und wie er alle die Kilos geschossen hat, war er lauter als alle anderen Knaller in der Gasse.
Ah, ich hab vergessen, daß wir den Aal gegessen haben.
An Befana* war Michele nicht mehr da, aber bevor er nicht mehr da war, hat er mir gesagt, daß es die Befana nicht gibt. und daß es Mama und Papa ist, ich hab zu ihm gesagt, Miché, das weiß ich doch schon seit dreißig Jahren!
Die Befana hat mir die Fernbedienung und Filzschreiber gebracht, sonst nix, weil sie kniggich sind.

* Erscheinungsfest, an dem die „gute" Hexe Befana den Kindern Geschenke bringt.


Originaltext aus:
In Afrika ist immer August. Sechzig Schulaufsätze neapolitanischer Kinder.
Diogenes Verlag, Zürich 1993
 


Kommentare zu diesem Beitrag:
von best registry cleaner (30. Juli 2010, 21:41):
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