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Intimitäten

 
17. April 2012
Intimitäten
Kategorie: Anekdoten

Schüler und Lehrer: wieviel Vertrautheit darf es geben?

Ich bin auf dem Weg zur 6a im ersten Stock, Englischstunde. Im Flur vor der Klassentür knubbelt sich eine Schülertraube. Kollegin M. löst sich aus dem Gewimmel und kommt auf mich zu. Sie ist blaß und sieht mitgenommen aus. Zwei Mädchen flankieren sie, eines trägt ihre Tasche. Frau M. sagt zu mir: »Ich nehme mir zwei Schülerinnen zum Helfen mit, mir ist so schlecht.«
Mühsam geht sie die Treppe hinunter. Entsetzt frage ich die zurückbleibenden Schüler, was denn los sei mit Lehrerin M. Ein Mädchen sagt: »Ooch, der ist bloß schlecht. Das ist immer so, wenn sie ihre Tage kriegt.« Und ein Junge karrt nach: »Ham se jehört, Frau Pfeiffer? Die hat ihre Periode.« Die anderen stehen herum und grinsen.

Das war im Jahr 1983.
Und wie ist es heute?

Karin Pfeiffer

  


Kommentare zu diesem Beitrag:
von D. M. (18. April 2012, 16:19):
Das Verhalten von Kollegin M. ist schon krass und hoffentlich damals wie heute eine Ausnahme.
 
von Fr. Bergmann (19. April 2012, 18:29):
Ich glaube und hoffe auch, dass Frau M. da wahrscheinlich ein Ausnahmefall ist und viel zu weit geht in ihrer Vertrautheit mit den Schülern.
Es bleibt aber die grundsätzliche Frage, wie viel Vertrautheit es geben darf. Und sie ist wichtig, weil meiner Meinung nach in den letzten Jahrzehnten Grenzüberschreitungen zugenommen haben.
Als ich Kind war, habe ich z.B. vom ersten Schultag an die Lehrer mit "Sie" angesprochen. Heute sind viele Kinder mit ihnen per Du. Das empfinde ich als distanzlos und kumpelhaft und darum auch fehl am Platze. Zum Respekt gehört eine respektvolle Anrede und die kann nicht "Du" lauten. Vertrauensvoller Respekt ist etwas anderes als (plumpe) Vertrautheit.
Auch die Duzerei von Lehrern mit Eltern stößt mich ab. Ich als Mutter fühle mich einfach unwohl, wenn eine junge Lehrerin uns Eltern beim ersten Elternabend das "Du" anbietet wegen der erwünschten "vertrauensvollen" Zusammenarbeit. Mein Vertrauen hängt ebenso wenig vom Du oder Sie ab wie das der Kinder und es stellt sich auch nicht urplötzlich mit dem Wechsel der Anredeform ein.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass viele Lehrer dazu neigen, sich anzubiedern, und dabei nicht merken, dass sie auf Eltern damit eher unsicher und unsouverän wirken. Wir wünschen uns für unsere Kinder keinen Kumpel, sondern einen Lehrer, dem wegen seiner Fähigkeiten, unsere Kinder anzuleiten, sich bei ihnen durchzusetzen und ihnen möglichst viel beizubringen vertrauensvoller Respekt entgegengebracht wird.
Freunde oder Kumpel haben wir und unsere Kinder genug. Dazu müssen und sollten sich Lehrer besser nicht anbieten.
 
von Marion (19. April 2012, 20:44):
Obwohl ich keine Duz-Lehrerin bin und Ihnen, Fr. Bergmann weitgehend Recht gebe, muss ich meine Kollegen und Kolleginnen doch etwas in Schutz nehmen. Im Gegensatz zu früher kommt heute kaum mehr ein Kind in die Schule, das gelernt hat, bestimmte Erwachsene mit Sie anzureden. Neben anderen Dingen ist hier in der häuslichen Erziehung etwas verloren gegangen. Nicht die Lehrer/innen fordern in diesen Fällen zu einer deplazierten Anrede auf, sondern die Kinder gebrauchen sie von allein.
 
von Sven (20. April 2012, 18:14):
An meiner Schule wurden etliche Lehrer nicht nur geduzt, die Schüler haben die Lehrer auch mit Spitznamen angeredet, vor allem wir Jungs. Herr Kroll war der Krolli, Herr Wagner der Wagi und Frau Blume das Blümchen. Einige haben sich diese Anreden verbeten, es waren mehr die Frauen. Die Männer fanden das anscheinend egal, vielleicht haben sich manche sogar von uns besonders gemocht gefühlt, obwohl wir sie mit den Namen verar---t haben.
 

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