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Blind

 
20. Dezember 2011
Blind
Kategorie: Besinnliches

Haben Sie schon einmal versucht ...

... ein kleines Stück Weges mit geschlossenen Augen zurückzulegen?

Ist es Ihnen wir mir ergangen: schon nach ein paar Schritten konnte ich mich nicht mehr fortbewegen, weil mich die Zwangsvorstellung plagte, gegen ein Hindernis zu prallen oder eine Untiefe hinabzustürzen. Dabei befand ich mich auf einem schnurgeraden, geschotterten und gut befestigten Weg, zu beiden Seiten von flachem Wiesengelände gesäumt ... Mir hätte nichts passieren können. Absolut nichts! Aber ohne die gewohnten Sinneseindrücke meiner Augen fühlte ich mich orientierungslos verloren, das ängstigte mich mehr, als ich vermutet hatte.

Kape


 
 

 



Kommentare zu diesem Beitrag:
von Bettina Köhler (21. Dezember 2011, 20:47):
Schon mehrmals habe ich mir vorgenommen, dem Stolz Verlag, insbesondere Ihnen, Frau Pfeiffer, für die vielen Tagebucheinträge und die Arbeit, die darin steckt, zu danken. Ich lese sie fast regelmäßig und empfehle sie oft weiter.
 
von Karin Pfeiffer (22. Dezember 2011, 16:35):
Liebe Frau Köhler,
vielen Dank für dieses Lob, es ist wie ein Weihnachtsgeschenk für mich!
Alles Gute für Sie, und frohe Weihnachten!

Karin Pfeiffer
 
von Maike (30. Dezember 2011, 23:34):
Die beschriebene Situation von "Haben Sie schon einmal versucht..." kenne ich. Schon seit Tagen überlege ich, was sie mir sagen soll. Ich komme aber leider nicht so richtig drauf. Ich brauche Nachhilfe.
 
von Joschi (31. Dezember 2011, 07:57):
Maike, jeder Mensch hat Angst vor dem Unbekannten. Das blinde Gehen ist eine Metapher. Wir halten uns am Bekannten fest und können erst da unser Vertrauen entfalten, wo wir ziemlich sicher sein können, dass uns Dinge und Ereignisse begegnen, die uns aus unzähligen vorherigen Begegnungen vertraut sind. Wenn Sie allein in einer unbekannten Gegend wandern, kein Wegweiser ist da, kein Kartenwerk. Sie haben kein Handy, keine Begleitung, sind also rein auf sich selbst gestellt. Sicher werden Sie in dieser Situation große Angst empfinden.
Der spielerische Versuch, ein kleines Stück geraden Weges blind zurückzulegen, zeigt, wir rasch aller Mut verfliegt, sobald gewohnte Muster sich auflösen und nur noch Zukunft da ist – Zukunft ist immer fremdes Land, kein Wahrsager kennt es.

Jetzt verstehen wir vielleicht, weshalb vernachlässigte Kinder, misshandelte Ehepartner oder von Mitmenschen verhöhnte Individuen wider jeden Verstand in ihrer gewohnten Umgebung bleiben möchten, weshalb geschlagene Frauen zu ihren alkoholkranken Männern zurückkehren und Kinder ihren neurotischen Müttern nachweinen. Viele Helfer verstehen das nicht und schimpfen auf die undankbaren Personen. Sie machen sich nicht klar, dass das Vertraute immer noch als das Bessere erscheint, besser jedenfalls als die Dunkelheit des Unbekannten, die Blindheit gegenüber dem Zukünftigen. Wenn wir darüber nachdenken, erkennen wir, wie unrecht es ist, über das Verhalten von Menschen leichtfertig zu urteilen. Was wissen wir schon über die anderen! Ein jeder führt sein eigenes Leben, sitzt auf seinem eigenen Turm, und hat eben nur diese eine, die eigene Perspektive.

Maike, leiden Sie in diesen Tagen gelegentlich unter heftigem Herzklopfen, weil Sie eventuell vor einer lebensbedeutenden Entscheidung stehen! Soll ich -- soll ich nicht?
Wer auf einer solchen Kreuzung steht, wird sich entscheiden müssen. Manchmal sind alle Wege ungangbar, welch ein Dilemma! Lieber würden wir auf den bekannten, den ungefährlichen Wegen bleiben. Dies selbst dann, wenn wir wissen, dass diese Wege im weiteren Verlauf durch Naturgewalten verschüttet worden ist. Wir hoffen dann auf ein Wunder.

Manchmal muss man mutig sein und ein Wagnis eingehen. Doch sollte das mit Bedacht geschehen! Und Gott hat uns einen Verstand gegeben, den zu benutzen uns freisteht. Und meist – nicht immer! – lässt uns das Schicksal für Entscheidungen Zeit. Jedes Wagnis ist mit der Gefahr des Scheiterns verbunden. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wer niemals etwas tut, kann genausogut alles verlieren wie einer, der sich entschieden hat.
Maike, wenn Sie sich nicht zu sehr fürchten, dann gehen Sie probeweise ein Stück blind. Fühlen Sie in sich selbst hinein. Und holen Sie sich eine Stütze! Stützen werden oft dort angeboten, wo man es gar nicht vermutet.
Ich wünsche Ihnen für Ihre Entscheidung viel Glück!


Admin, bitte um Entschuldigung für den langen Kommentar!
Ich wollte mich schon lange bedanken für die oft sehr lesenswerten Texte und Kommentare und die Unterrichtshilfen, die von meinen Kindern sehr gern bearbeitet werden.

Prosit dem Stolz-Team, und alles Gute im Jahr 2012!
Joschi
 
von Karin Pfeiffer (31. Dezember 2011, 08:09):
Hallo, Joschi!

Keine Ursache. Wir freuen uns über jeden langen Text!
Danke für den schönen Kommentar und die wohltuenden Worte,
und ebenfalls alles Gute für Sie im neuen Jahr!

Karin Pfeiffer

 
von Maike (31. Dezember 2011, 21:46):
Danke, Joschi!! Ihr Kommentar war mir eine wichtige und perfekte Hilfe, denn die beschriebene Situation ging mir einfach nicht aus dem Kopf und verlangte nach Erklärung. Dass ich sie überhaupt bekommen würde und dann auch noch so ausführlich und einleuchtend, war eine dicke Überraschung.
Nochmals herzlichen Dank und auch meinerseits die besten Wünsche für ein gutes neues Jahr sowohl Ihnen als auch dem Tagebuch-Team des Stolz Verlags.








 

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