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Langsam und geduldig lernen

 
01. Mai 2011
Langsam und geduldig lernen
Kategorien: Schule | Besser lernen

Abkürzungen beim Lernen schaden

Lernen wird vielfach verwechselt mit lustbetontem Aktionismus, während jede Abkürzung auf dem Weg zum Ziel willkommen ist. In Schulen ist seit Jahren eine atemberaubende Beschleunigung und Verfrühung von Lerninhalten und -methoden zu beobachten. Selbst nach PISA sind die pädagogischen Botschaften dieselben geblieben: Funktionalität, Mühelosigkeit, Schnelligkeit, Kurzweil.
Vor einer lauten, bunten Kulisse aus modernen Unterrichtsmethoden wie Werkstatt-, Projekt- und Gruppenunterricht fällt es schwer, die Leistungen einzelner Kinder in den traditionellen Schulfächern wie Lesen, Schreiben und Rechnen objektiv festzustellen. Das »moderne Unterrichtstheater« verblüfft und beeindruckt. Wer wird da noch kritisch hinterfragen wollen? Zumal die pädagogischen »Programmzeitschriften« voller wissenschaftlicher Termini sind, gegen die sich ein normal Sterblicher hilflos und ohnmächtig fühlt. Auch Worte können lähmen. Im internationalen Vergleich zeigte sich schonungslos die ganze Wahrheit.

Abkürzungen schaden beim Lernen. Haben wir vergessen, dass in all den Jahren des Heranwachsens und Reifens der Weg das Ziel ist? Pädagogische Beliebigkeit missachtet ein wichtiges Gesetz der Natur: Wachsen und Reifen brauchen Zeit. Erbarmungslos wird unsere atemlose Jugend über senkrechte Trampelpfade in Richtung Gipfel gehetzt. Niemand fragt danach, ob der jeweilige geistige Entwicklungsstand dies rechtfertige. Alles jetzt und sofort - nicht nur im Wirtschaftsleben, auch in der Pädagogik.

Dabei wäre es so einfach, den flach mäandernden Weg zu beschreiten, der sich geduldig anbietet, jedoch immer weniger beachtet wird. Im entwicklungspsychologischen Einklang mit Wachstum von Kraft und Geist: schreibend, lesend, denkend, lauschend, verharrend, schauend, aufatmend, vielleicht auch einmal ein Stück zurückwandernd (um etwas noch einmal aus der Nähe zu betrachten) ... auf diese Weise lernten Kinder mehr über das Wesen ihres menschlichen Daseins, mehr über die eigene Kraft, mehr auch über die eigenen Grenzen als inmitten einer lärmenden Gruppe, die sich im Gipfelsturm verausgabt. Kinder benötigen eine liebevoll führende Hand, ein Vorbild, das nicht selbst vom zerstörerischen Gedanken der Gipfelstürmerei besessen ist. Einer amerikanischen Studie zufolge entwickeln Schüler ebendasselbe Problemlösungsverhalten wie ihre Lehrer: Schüler »langsamer« und bedächtiger Pädagogen arbeiten sorgfältiger als Schüler, die bei »schnellen« und hektischen Lehrern in der Klasse sitzen. (Richard DeGrandpre, Die Ritalingesellschaft, S. 52)

Unsere »Wohlstandspädagogik« neigt zu Oberflächlichkeit, Eitelkeit, Arroganz und Selbstgenügsamkeit. Nichts mehr will sie davon wissen, wie mühsam und gleichzeitig beglückend Lernen sein kann und dass Geduld, Beharrungsvermögen und Liebe die Grundlagen für geistiges Wachstum sind. Jeder Lehrer, der dies erkennt, kann täglich unendlich viel Gutes tun - auch im Strudel des hektischen Schultages!

Karin Pfeiffer


 
 

 


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